Wie schütze ich mein Pferd vor Giftpflanzen?

Auf der Koppel und in der freien Natur stellen Giftpflanzen für unsere Pferde eine ernste Gefahr dar. Die Aufnahme von Pflanzen wie Jakobskreuzkraut, Thuja, Buchsbaum oder Fingerhut kann im schlimmsten Fall zum Tod führen. Deshalb ist wichtig zu wissen: Welche Pflanzen sind giftig für unsere Pferde? Sind diese auf der Weide vorhanden? Wie sind Giftpflanzen zu bekämpfen? Marstall stellt zehn für Pferde besonders schädliche Pflanzen vor und erklärt, wie diese zu beseitigen sind.


  • Auf der Koppel und beim Ausritt
  • Jakobkskreuzkraut
  • Fingerhut
  • Rot-Ahorn
  • Sumpfschachtelhalm
  • Eibe
  • Buchsbaum
  • Thuja
  • Kirschlorbeer
  • Oleander
  • Gundelrebe
  • Herbstzeitlose

Auf der Koppel und beim Ausritt

Um den Bestand an Giftpflanzen auf der Koppel so gering wie möglich zu halten, ist ein richtiges Weidemanagement die beste Methode. Dazu gehört eine regelmäßige Nachsaat, die die Lücken in der Grasnarbe schließt. Eine Stärkung der erwünschten Gräser erreicht man auch durch eine dem Standort angepasste Düngung. Zwei Schnitte pro Jahr drängen unerwünschte Giftpflanzen ebenfalls zurück.  Zusätzlich sollte man bereits vorkommende Giftpflanzen von Hand ausstechen. Achtung! Beim Entfernen von Giftpflanzen sollte man unbedingt Handschuhe und lange Hosen tragen, da die Giftstoffe auch über die Haut aufgenommen werden können.

Beim Ausreiten ist unbedingt darauf zu achten, dass das Pferd nicht »im Vorbeigehen« rasch einen Bissen nimmt. Normalerweise meiden Pferde Giftpflanzen intuitiv, da diese einen unangenehmen Geruch verströmen oder sehr bitter schmecken. Bei jungen oder besonders hungrigen Pferden, auf abgefressenen Weiden oder eben bei Ausritten kann es jedoch durchaus dazu kommen, dass Giftpflanzen aufgenommen werden.

Jakobskreuzkraut

Das Jakobskreuzkraut, auch Jakobsgreiskraut genannt, ist für Pferde gefährlich. Die Stängel der Pflanze sind an der Basis rötlich, ansonsten grün. Die in Dolden wachsenden Blüten sind leuchtend gelb, die Blätter fiederteilig und wechselständig. Die Pflanzen erreichen eine Höhe von 20 bis 130 cm. Das Jakobskreuzkraut ist vor allem an Wegrändern und Bahndämmen sowie auf Äckern und feuchten Wiesen anzutreffen. Es kommt aber auch auf mageren Koppeln vor.

Für unsere Pferde ist das Jakobskreuzkraut vor allem bei langfristiger Aufnahme, auch geringer Mengen, gefährlich. Die Symptome können z. B. Konditions- und Gewichtsverlust, Fressunlust, Kolik, Leberschädigungen, Teilnahmslosigkeit, Unruhe etc. sein. Im schlimmsten Fall tritt der Tod durch Leberversagen ein. Auf der Koppel wird das Jakobskreuzkraut normalerweise nicht mit abgeweidet. Die Pflanze ist jedoch äußerst heimtückisch: Sie ist auch in Heu und Silage noch giftig und wird in dieser Form von den Pferden unbemerkt mitgefressen.

Bei der Bekämpfung des Jakobskreuzkrauts ist es wichtig, das Aussamen zu verhindern. Dafür müssen erste Einzelpflanzen frühestmöglich entfernt werden. Da das Jakobskreuzkraut zwischen Juni und September blüht, sollte im Frühsommer mit der Beseitigung begonnen werden. Eine gründliche Weidepflege, Düngung, intensivere Nutzung und Übersaat sind die beste Bekämpfung.

Jakobskreuzkraut

Fingerhut

Der Fingerhut ist eine äußerst giftige Pflanze. Bereits 25 g Trockenmasse im Heu oder 150 g frische Blätter können bei unseren Pferden zum Tod führen. Nach dem Verzehr treten Koliken, blutig-wässriger Durchfall, blutiger Urin, Benommenheit, Muskelzittern, Taumeln und beschleunigte Atmung als Symptome auf und es kann zum Tod durch Herzstillstand kommen. Auch für uns Menschen ist der Fingerhut äußerst gefährlich: Eine Dosis von zwei Blättern kann bereits zum Tod führen.

Der Fingerhut kommt in Bergwäldern, lichten Wäldern, Gärten sowie an sonnigen Hängen vor. Er hat glockenförmige, rote Blüten ─ Blütezeit ist im August. Die Pflanzen werden zwischen 30 und 150 cm hoch. Da der Fingerhut unter Naturschutz steht, sollte man ihn auf jeden Fall von der Pferdeweide auf andere, nicht zur Futteraufnahme genutzte Flächen umpflanzen. Ein Abzäunen der mit Fingerhut bewachsenen Bereiche der Koppel ist als Schutzmaßnahme zwar durchaus möglich, allerdings bei den ohnehin nur begrenzt zur Verfügung stehenden Weideflächen meist nur schwer umzusetzen.

Fingerhut

Bergahorn

Bergahorn (Acer pseudoplatanus) oder auch Spitz-Ahorn (Acer platanoides) sind Ahornarten, deren Samen die giftige Substanz Hypoglycin A beinhalten. Nehmen Pferde die giftigen Samen oder Sämlinge auf, können Vergiftungserscheinungen auftreten, auch Atypische Weidemyopathie genannt. Leitsymptom ist dabei die massive Zerstörung der Muskulatur. Der freigesetzte Muskelfarbstoff verfärbt den Harn braun. Weitere Symptome sind Anzeichen von Kolik, Schwitzen, steifer Gang oder Muskelzittern, erhöhte Atem- und Herzfrequenz, bis hin zu Festliegen und Tod, oft innerhalb 72 Stunden. Die Pferde versuchen sogar festliegend noch bis zuletzt zu fressen. Häufig sind junge Pferde betroffen.

Damit Pferde die giften Pflanzenteile nicht fressen, reicht es bei Weidepferden meist aus Heu zuzufüttern. Das verhindert bei wenig Bewuchs der Weide die Aufnahme der „kleinsten Futterreste“ und somit auch der giftigen Samen. Sicherer ist es natürlich, wenn die Bäume weit genug von der Koppel entfernt stehen. Ansonsten hilft nur, die Samen und Sämlinge des Bergahorns gründlich zu entfernen. Auch Wasser, in das die Samen fallen, enthält die Giftstoffe. Zudem bleiben die Ahornsamen auch in Heu und Silage toxisch. Zusätzlich zur Heu-Fütterung ist eine bedarfsgerechte Selen- und Vitamin E- Versorgung für die Pferde wichtig.

Rot-Ahorn

Sumpfschachtelhalm

Der Sumpfschachtelhalm löst bei Pferden die sogenannte Taumelkrankheit aus, die sich durch starke Erregung, Zuckungen der Kopfmuskeln, Bewegungsstörungen, Muskelzittern und Lähmungen der Hinterhand äußert. Pferde mit einer Neigung zu Stoffwechselstörungen sind besonders anfällig. Die Pflanze hat auch in Heu und Silage eine stark toxische Wirkung. Wie der Name verrät, kommt der Sumpfschachtelhalm auf feuchten Wiesen und an Uferrändern vor. Man erkennt ihn an den schmalen grünen Sprossen, aus denen ─ in Etagen angeordnet ─ schmale, rundliche Blätter entspringen.

Dem Sumpfschachtelhalm sieht der Ackerschachtelhalm sehr ähnlich, der jedoch nicht giftig ist. Im Gegenteil: Er wird sogar in der Naturheilkunde eingesetzt. Der Ackerschachtelhalm lässt sich dennoch auch für Laien recht gut vom Sumpfschachtelhalm unterscheiden, da er an anderen Standorten wächst. Er kommt überwiegend auf Äckern und Wiesen vor, ist aber auch an Feldrändern und in Rasenflächen zu finden. Im Gegensatz zum Sumpfschachtelhalm bevorzugt er also trockene Standorte.

Sumpfschachtelhalm

Eibe

Die Eibe ist eine weitere Pflanze, die für unsere Pferde extrem giftig ist. Auch für Menschen ist sie gefährlich. Die in Europa heimische Variante trägt den lateinischen Namen „Taxus baccata“. Bei Pferden kann schon die Aufnahme von geringen Mengen (100 – 200 g Nadeln) innerhalb weniger Minuten zum Tod führen. Eine Vergiftung kann Kolik, Zittern, Krämpfe und vermehrten Speichelfluss verursachen. Bei der Eibe sind aber nicht nur die Nadeln giftig, auch die Samen, das Holz und die Rinde beinhalten den Giftstoff Taxin. Beim Menschen kann allein schon das Einatmen der Pollen ein starkes Schwindelgefühl auslösen.

Die Eibe ist ein immergrüner Nadelbaum. Die schwarzen, giftigen Samen sind von einem roten Samenmantel umgeben. Auch bei abgeschnittenen Eiben-Ästen ist größte Vorsicht geboten, denn diese sind immer noch sehr giftig. Sie dürfen keinesfalls auf Weiden entsorgt werden!

Eibe

Buchsbaum

Ob in Gärten, in Parkanlagen oder als Turnierdekoration – Buchsbäume findet man fast überall. Der immergrüne Strauch wird oft kunstvoll zurechtgeschnitten. Der Buchs ist jedoch stark giftig! Schon das Fressen von 700 bis 900 g Blättern kann für ein ausgewachsenes Pferd tödlich enden. Eine Vergiftung äußert sich durch Kolik, starken Durchfall, Bewegungsstörungen, Krämpfe oder Lähmungserscheinungen. Der Tod tritt durch Herz- und Atemlähmungen ein.

Buchsbaum

Thuja

Thuja, auch Lebensbaum genannt, wird wie der Buchsbaum bei Turnieren gerne als Dekoration verwendet. Allerdings weist auch diese immergrüne Pflanze einen sehr hohen Toxizitätsgrad auf. Thuja ist für trächtige Stuten besonders gefährlich, da eine Vergiftung auch Uteruskrämpfe im letzten Drittel der Trächtigkeit auslösen kann. Weitere Anzeichen einer Vergiftung sind Speicheln, Kolik, Durchfall und Krämpfe. Eine Dosis von mehr als 500 g Thuja kann bereits eine Atemlähmung auslösen und zum Tod führen. Die Blätter sind in einer geschuppten Form angeordnet und mit hellen bzw. dunklen Grüntönen versehen.

Thuja

Kirschlorbeer

Für unsere Pferde ist auch der Kirschlorbeer lebensgefährlich. Werden 0,5 bis 1 kg Blätter auf einmal gefressen, kann das zum Tod führen. Neben den Blättern sind auch die Früchte stark giftig. Die auch Lorbeerkirsche genannte Pflanze entwickelt im Frühling cremeweiße, kerzenartige, aufrechte Blütenstände, aus denen bis August kleine, schwarze Trauben entstehen. Da der Kirschlorbeer hierzulande relativ häufig als Zierstrauch in Gärten und Parkanlagen verwendet wird, ist vor allem beim Ausreiten Vorsicht geboten. Durch das Kauen der Pflanze wird im Magen Blausäure freigesetzt. Eine Vergiftung äußert sich z. B. durch vermehrten Speichelfluss, beschleunigte Atmung sowie erst hellrot und dann bläulich verfärbte Schleimhäute. Im Extremfall führt eine Aufnahme der Giftpflanze innerhalb von Sekunden zum Tod.

Kirschlorbeer

Oleander

Oleander findet man häufig als dekorative Gartenpflanze. Die Blätter des Oleanders schmecken schlecht, daher wird ein erwachsenes Pferd sie kaum fressen. Hoffentlich, denn sie sind äußerst giftig. Schon 20 bis 30 Gramm der frischen Blätter können für ein Pferd tödlich sein. Das Gift bleibt in reduzierter Menge auch in getrockneten Blättern erhalten.

Symptome sind Kolik, Durchfall, Atemnot, Muskelzittern, Ataxie und die Unfähigkeit zu stehen. Die herzaktiven Giftstoffe führen zudem zu unregelmäßigem, schwachem Puls, zu kalten Extremitäten und Krämpfen, bis hin zum Tod, oft innerhalb von 8 bis 10 Stunden.

Sumpfdotterblume

Gundelrebe

Zu den Pflanzen, die für unsere Pferde äußerst giftig sind, zählt auch die Gundelrebe. Selbst im Heu bleibt die Pflanze noch bis zu drei Monate lang toxisch. Die Gundelrebe, auch Gundermann genannt, ist eine kriechende, ganzjährig grüne Pflanze. Sie besitzt lang gestielte, rundlich-herzförmige, grob gekerbte Blätter und blauviolette Blüten. Die Gundelrebe wächst auf Wiesen, in Wäldern und im Gebüsch. Auch an Zäunen und Mauern ist sie zu wfinden. Bei einer Vergiftung können bei Pferden geweitete Pupillen, Schweißausbrüche, Muskelzittern, beschleunigte Atmung, Husten sowie aus Maul und Nase austretender Schleim und Schaum auftreten. Auch Fieber kann durch die Gundelrebe ausgelöst werden.

Gundelrebe

Herbstzeitlose

Die sehr toxische Herbstzeitlose ist eine typische Giftpflanze artenreicher, extensiv genutzter, feuchter Wiesen. Sie gilt als giftigste Graslandpflanze. Immer wieder kommt es zu Vergiftungen, die zu Schleimhautentzündungen, Koliken, blutigem Durchfall und später auch zu Muskellähmungen, Atemstillstand und Tod führen können. 1.200 g der frischen Pflanze gelten als tödlich. Auch in Silage und Heu bleiben die Pflanzenteile giftig. Zur Bekämpfung eignen sich das Ausstechen von Einzelpflanzen Anfang Mai oder bei intensivem Vorkommen Schröpfschnitte oder trittintensive Beweidung im April, z.B. durch Schafe.

Gundelrebe
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