Kraftfutter richtig lagern

 

Kraftfutter für Pferde, also loses Getreide, Getreideflocken, Müsli oder Pellets, ist ─ wie Nahrungsmittel für den menschlichen Bedarf ─ ein Naturprodukt und kann bei falscher Lagerung leicht verderben. Wie verwahrt man als Pferdehalter und/oder Stallbetreiber Kraftfutter richtig, sodass Schimmel, Käfer und Mäuse nicht in und an das Futter gelangen und die wertvollen Inhaltsstoffe wie Vitamine, Omega-3-Fettsäuren, essenzielle Aminosäuren und sekundäre Pflanzenstoffe möglichst lange erhalten bleiben?

 

  • Verschlossen, kühl und nicht an/auf Beton
  • Futtertonne, Silo und Big Bag reinigen
  • Was tun nach Schädlingsbefall?
  • Probleme durch verunreinigtes Futter
  • Ideale Lagertemperatur
  • Futter vor Sonnenlicht schützen?
  • Wie lange kann Kraftfutter aufbewahrt werden?

Bei der Lagerung von Kraftfutter gibt es ein paar Dinge zu beachten, damit das Futter den Pferden nicht nur schmeckt, sondern ihnen auch gut bekommt und sie ausreichend mit allem Nötigen versorgt. Egal ob loses Getreide, Getreideflocken, Müsli oder Pellets ─ Kraftfutter sollte immer trocken, hygienisch, verschlossen und möglichst kühl gelagert werden.

Verschlossen, kühl und nicht an/auf Beton

Was bedeutet das konkret? Kraftfutter ist vor Mäusen, Vogelkot, Staub und Schädlingen wie Käfern und Motten geschützt, wenn es verschlossen aufbewahrt wird. Das lässt sich in der Praxis meist recht gut umsetzen. Schwieriger wird es bei der möglichst kühlen Lagerung, die bedeutet, das Futter vor Wettereinflüssen wie direkter Sonneneinstrahlung oder extremer Kälte geschützt aufzubewahren, da starke Temperaturschwankungen zur Bildung von Kondenswasser im Futter führen, wodurch der Verderb beschleunigt wird. Auch sollten Wärmebrücken unbedingt gemieden werden, da sie die Bildung von Schimmel begünstigen. Das heißt: Futtersäcke sollte man z. B. nicht direkt an kalte Betonwände oder auf den Boden stellen, sondern mit etwas Abstand zur Wand auf eine Palette packen. Das gilt sowohl für den einzelnen Futtersack, den der Pferdebesitzer zufüttert, als auch für die Sackware, die in Pferdebetrieben ausgegeben wird.

Futtertonne, Silo und Big Bag reinigen

Pferdebesitzer lagern Kraftfutter oft in Plastiktonnen oder Holzkisten, um es vor Mäusen, Vögeln oder auch Langfingern zu schützen. Die Behälter sollten vor jedem Befüllen trocken gereinigt und in regelmäßigen Abständen auch ausgewaschen werden. Vor dem Einfüllen des Futters sollten sie wieder gut trocken sein.
Pferdebetriebe, die ihr Kraftfutter lose beziehen, erleichtern sich die hygienische Lagerung, wenn das Silo aus leicht zu reinigenden Materialien besteht. Beim Bau des Silos sollte darauf geachtet werden, dass sich keine Beläge oder Schmutzecken bilden können. Vor jeder Neubefüllung sollte das Silo gänzlich leer sein.
Wenn Stallbetreiber Kraftfutter in sogenannten Big Bags lagern und diese mehrfach verwenden, gilt ebenfalls, dass die Behälter vor dem erneuten Befüllen völlig leer sein und einmal trocken gereinigt werden sollten.

Was tun nach Schädlingsbefall?

Nach einem Befall mit Schädlingen sind Reinigungsmaßnahmen besonders wichtig! Wurden Motten, Futtermilben, Käfer, Mäuse oder sonstiges Ungeziefer entdeckt, muss der Behälter (egal ob Silo, Big Bag oder Futtertonne) zunächst gründlich gesäubert werden. Um das Futter besser vor einem erneuten Befall zu schützen, können neben dem Einsatz von mechanischen Hilfsmitteln, wie z. B. dem Aufstellen von Fallen oder dem Anbringen besserer Verschlüsse am Behälter, auch chemische Bekämpfungsmittel wie Insektizide (gegen Motten) oder Akarizide (gegen Milben) zur Anwendung kommen.

Probleme durch verunreinigtes Futter

Hat sich Schimmel auf dem Futter breitgemacht, können die Toxine und Sporen der Schimmelpilze nicht nur Störungen im Magen-Darm-Trakt verursachen, sondern auch die Atemwege schädigen. Sie sind auch eine wichtige Nahrungsquelle für Futtermilben, was zu weiterem Verderb des Futters führt.
Schädlinge sind an sich zwar wenig appetitlich, verderben das Futter aber nicht direkt. Das Problem ist jedoch, dass sie dem Futter Nährstoffe entziehen, es in Geruch und Geschmack verändern und durch ihre Exkremente verschmutzen. Hier ist vor allem Milbenkot ein Problem: Zerfallene Milbenkotpartikel wirken in der Atemluft als starke Allergene, die zu Asthma und COPD führen können. Das gilt übrigens auch für selbst angebautes Futtergetreide, Heu und Stroh.

Ideale Lagertemperatur

Generell gilt: Je kühler, umso besser, denn alle verderblichen Prozesse wie der normale enzymatische Abbau von Vitaminen und weiteren Nährstoffen, aber auch die Schädlingsentwicklung, laufen bei Wärme schneller ab. Für den Lagerort ist eine konstante Temperatur zwischen 10 und 15 °C ideal. Das gilt übrigens auch für vom Menschen genutzte Nahrungsmittel. Die bei Wärme begünstigte Ausbreitung von Schädlingen kann man im Sommer gut an dem gehäuften Auftreten von Motten beobachten.

Futter vor Sonnenlicht schützen?

Wichtig ist, Kraftfutter ─ und auch Raufutter ─ vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen, zum einen, um die Bildung von Kondenswasser zu vermeiden. Wenn sich der Wassergehalt im Futter erhöht, können sich Bakterien, Schimmelpilze und in der Folge Milben und andere Schädlinge bestens vermehren. Zum anderen werden durch das Sonnenlicht Vitamine wie ß-Carotin, Vitamin E oder im Heu das Chlorophyll (Blattgrün) abgebaut. Außerdem werden in Kraftfutter, das Rapsöl oder Leinöl enthält, die wertvollen ungesättigten Fettsäuren im Sonnenlicht schneller ranzig.

Wie lange kann Kraftfutter aufbewahrt werden?

Zugekauftes Kraftfutter, wie Müsli oder Pellets, und auch Mineralfutter enthält oft zugesetzte Vitamine oder ungesättigte Fettsäuren. Bei diesen Futtermitteln gelten die Angaben der Hersteller zur Mindesthaltbarkeit. Das sind häufig drei bis zwölf Monate.
Selbst angebautes Getreide, das bei der Ernte unter 15 % Feuchte hat, ist bei sehr guter Lagerung prinzipiell mehrere Jahre haltbar. Dasselbe gilt für Heu und Heucobs. Allerdings sollte Heu schneller aufgebraucht werden, da eine völlig lichtgeschützte Lagerung ohne Abbau von Vitaminen wenig wahrscheinlich ist.
Geschrotetes oder gequetschtes Getreide sollte nicht lange gelagert werden, da hier die schützende Oberfläche zugunsten der Verdaulichkeit zerstört wurde. Dadurch werden der mikrobielle Verderb und der Nährstoffabbau beschleunigt. Quetschhafer wird zudem schnell ranzig. Getreide sollte daher immer frisch geschrotet/gequetscht verfüttert werden ─ eine Vorbereitung empfiehlt sich nur in kleinen Mengen.

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