Das richtige Futter für Pferde mit PSSM 2 

Dünndarmverdauliches Eiweiß ist v.a. das Stichwort, wenn es um die Fütterung von Pferden mit PSSM 2 geht. Doch Ihr könnt noch mehr Gutes für die Pferde tun. 

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Was ist PSSM 2? 

Mit zunehmender Forschung auf dem Gebiet der Muskelerkrankungen, fanden Forscher in den letzten Jahren bei immer mehr Pferden typische muskuläre Symptome von PSSM 1, jedoch ohne die für PSSM 1 charakteristische GYS1-Mutation. Stattdessen entdeckten sie Mutationen an anderen Genorten. So entstand der Sammelbegriff „PSSM 2“ für alle Belastungsmyopathien und neuromuskulären Erkrankungen, die nicht auf die GYS1-Mutation (PSSM 1) zurückzuführen sind. 


PSSM 2 beschreibt jedoch keine einzelne Erkrankung und keine einzelne Kombination aus Gendefekten. Vielmehr bleibt es ein Oberbegriff für Pferde mit typischen Symptomen, aber ohne die GYS1-Mutation von PSSM 1. 

Zu PSSM 2 zählen Pferde: 

  • mit stabilen, abnormalen Zuckerketten im Muskel (ähnlich wie bei PSSM 1, jedoch ohne GYS1-Defekt), 
  • ohne stabile, abnormale Zuckerketten, aber mit den typischen Symptomen (Ursache noch unbekannt), 
  • mit einem gestörten Aufbau des Zellskeletts, was auch ein Symptom der Muskelerkrankung MFM ist. Eine klare Abgrenzung zwischen PSSM 2 und MFM ist beim Pferd schwierig. 

PSSM 2 lässt sich nicht eindeutig einer oder mehreren bestimmten Genmutationen zuordnen. Aktuell diskutieren Forscher Mutationen an den Genen P2, P3, P4, Px, P8 und K1, die über Gentests bestimmt werden. Der Schweregrad der Symptome hängt möglicherweise davon ab, welche Mutation vorliegt, ob mehrere Gene betroffen sind und ob die Mutation rein- oder mischerbig ist. 


Ob Gentests zur Diagnose von PSSM 2 wirklich aussagekräftig sind, ist jedoch stark umstritten. Wissenschaftliche Studien weisen auf das Gegenteil hin. 


Pferde mit PSSM 1 haben im Gegensatz zu denen mit PSSM 2 einen GYS1-Gendefekt. Welche Folgen das hat und was bei der Fütterung von PSSM 1 wichtig ist, erfahrt Ihr unter: 

Wie äußert sich PSSM 2? 

PSSM 2 zeigt sich häufig durch Verspannungen, Gangunregelmäßigkeiten, Bewegungsunlust, wechselnde Lahmheiten sowie Verhaltensänderungen. In schweren Fällen kann es zu schmerzhaftem Muskelabbau kommen, der als Rillen oder Muskeldellen sichtbar wird. Der Verlauf der Erkrankung ist schubweise und fortschreitend. Schübe treten oft nach Operationen, Verletzungspausen, Impfungen oder anderen belastenden Phasen auf, insbesondere in Verbindung mit eiweißarmer Fütterung. 

Welche Pferde sind betroffen? 

PSSM 2 betrifft alle Pferderassen, besonders jedoch höher im Blut stehende, leicht bemuskelte Rassen wie Warmblüter und Araber. In der Regel zeigen betroffene Pferde erste Symptome im Alter von etwa 8 Jahren. 

Welches Futter tut gut? 

Der Gendefekt kann dazu führen, dass der Körper mehr Eiweiß benötigt, um um den Aufbau des Muskels zu „improvisieren“. Daher profitieren betroffene Pferde häufig von einer Ration mit erhöhtem Gehalt an dünndarmverdaulichem Eiweiß. Hochwertige Aminosäuren, insbesondere essenzielle Aminosäuren wie Lysin, Methionin und Threonin, sind wichtig für den Muskelaufbau. Eiweißreiche Futtersorten wie MyoCare-Müsli oder die gezielte Gabe von Aminosäuren-Ergänzungsfutter, wie Amino-Muskel, unterstützen den Erhalt und Wiederaufbau der Muskulatur. 


Obwohl eine getreidefreie und zuckerarme Fütterung bei PSSM 2 nicht immer zwingend erforderlich ist, ist sie empfehlenswert. Eine Zugabe von Omega-3-reichem Leinöl ist ratsam. Außerdem benötigen die Pferde eine leicht erhöhte Zufuhr an Magnesium, Natriumchlorid (Salz) und reichlich Vitamin E (über 2.000 mg pro Tag). Antioxidantien wie Vitamin E und C sind besonders wichtig für Pferde mit der P8-Mutation, unterstützen jedoch auch solche mit anderen Gendefekten. Spurenelemente wie Zink, Mangan, Kupfer und Selen (1,8 mg pro Tag) sollten in ausreichenden Mengen, aber nicht übermäßig gefüttert werden. In der Regel müssen PSSM 2-Pferde beim Weidegang nicht eingeschränkt werden. 

Wie sollte das Training gestaltet sein? 


Das Training für Pferde mit PSSM 2 sollte längere Aufwärm- und Abreitephasen sowie Pausen zur Muskelentspannung beinhalten. Geduld und Verständnis von Reitern und Betreuern sind besonders wichtig. Wenn ein PSSM 2-Pferd möglichst wenig Stress ausgesetzt wird und ideal ernährt sowie gehalten wird, kann es symptomfrei bleiben oder nur leichte Symptome zeigen. Daher ist es wichtig, in der Haltung auf stressauslösende Bedingungen und Ereignisse zu achten. 

Begriffsdefinitionen 


PSSM steht für Polysaccharid-Speicher-Myopathie und bezeichnet eine Gruppe von Muskelerkrankungen, die durch Symptome wie Lahmheit, Schmerzen, Steifheit und Verhaltensänderungen gekennzeichnet sind. Ein typisches Merkmal ist die Ansammlung abnormer Zuckerketten im Muskel. Derzeit wird PSSM weltweit in die Kategorien PSSM 1 und PSSM 2 unterteilt. Der Begriff MIM wird hingegen nur in Deutschland verwendet (siehe auch Statement Prof. Valberg). 


PSSM 1 ist seit etwa 15 Jahren bekannt und beschreibt eine erblich bedingte Polysaccharid-Speicher-Myopathie, die durch eine Mutation des GYS1-Gens entsteht. Diese Mutation sorgt dafür, dass der Muskelspeicherzucker (Glykogen) nicht richtig aufgebaut wird. Stattdessen entstehen abnorm lange und enzymstabile Zuckerketten, die gespeichert werden. Das schädigt die Muskelzellen und verhindert, dass der Muskel das gespeicherte Glykogen richtig nutzen kann. Pferde mit PSSM 1 brauchen getreidefreie und zuckerarme Futterrationen, um leistungsfähig zu bleiben. 


PSSM 2 fasst verschiedene neuromuskuläre Erkrankungen zusammen, die ähnliche Symptome wie PSSM 1 zeigen, aber keinen GYS1-Gendefekt haben. Diese Pferde profitieren oft von Futterzusätzen, die dünndarmverdauliches Eiweiß und viele essenzielle Aminosäuren enthalten, und teilweise auch von getreidefreier Ernährung. Zu PSSM 2 zählen Pferde mit stabilen, abnormalen Zuckerketten im Muskel (ähnlich wie bei PSSM 1, aber ohne GYS1-Defekt), 
ohne abnormale Zuckerketten, aber mit den typischen Symptomen (Ursache noch unbekannt), mit einem gestörten Aufbau des Zellskeletts, was auch ein Anzeichen der Muskelerkrankung MFM ist. Bei Pferden ist eine klare Abgrenzung zwischen PSSM 2 und MFM oft schwierig. 


MFM (Myofibrilläre Myopathie) ist auch beim Menschen bekannt und eine erblich bedingte, langsam fortschreitende Muskelerkrankung. Dabei ist der Muskelaufbau gestört oder es kommt zu Verklumpungen von Eiweißen (Desmin). Die Genvarianten P2 und P3 spielen dabei eine Rolle. Bei PSSM 2-Pferden mit typischen Symptomen, aber ohne abnormale Zuckerketten und mit Desmin-Verklumpungen, spricht man von MFM. Allerdings treten die genetischen Varianten P2 und P3 bei Pferden an anderen Stellen auf als bei der menschlichen MFM. 
 
 

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