Wie füttere ich Zuchtstuten? Vitamine und Mineralstoffe

Trächtige und milchgebende Stuten haben spezielle Ansprüche an Mineralstoffe und Vitamine: Kalzium, Phosphor, Kupfer, Zink und Selen, die Vitamine A, D und E. Es kommt ganz besonders auf das richtige Verhältnis zueinander an. Denn eine Über- oder Unterversorgung kann in dieser sensiblen Phase eine gravierende Wirkung haben, sowohl auf die Stute als auch auf das (ungeborene) Fohlen.


  • Mineralstoffe in der Übersicht
  • Vitamine für Fruchtbarkeit und Entwicklung
Fohlen trinkt bei der Stute

Alles, was die Stute aufnimmt, gelangt natürlich auch in den Kreislauf des ungeborenen Lebens. Viele der Nährstoffe beeinflussen sich dabei gegenseitig, so dass nicht nur wichtig ist, was gefüttert wird sondern auch in welchem Verhältnis. „Viel hilft viel“ ist hier nicht unbedingt die richtige Devise, denn an einem Überangebot bestimmter Stoffe oder bei ungünstigen Mengenverhältnissen können Stute und Fohlen durchaus Schaden nehmen. Außerdem ist es möglich, dass ein Zuviel oder Zuwenig einzelner Mineralstoffe die Aufnahme anderer beeinträchtigt. Da der Nährstoffgehalt von Grünlandprodukten teilweise stark schwankt empfiehlt es sich, diese regelmäßig analysieren zu lassen. Allgemein gilt: Bei Zuchtstuten sollte feines Heu vom früh gemähten ersten oder zweiten Schnitt gefüttert werden und besonders auf die Versorgung von Kalzium, Phosphor, Kupfer, Zink und Selen geachtet werden!

Mineralstoffe in der Übersicht

 

LM

Ca

P

Mg

Na

K

Cl

Fe

Cu

Zn

Mn

Se

J

 

kg

g

g

g

g

g

g

mg

mg

mg

mg

mg

mg

Erhaltung

600

19,9

13,7

6,5

3,3

16,8

1,8

485

120

485

485

1,2

1,8

Hochträchtigkeit

600

42,5

29,4

7,6

5,0

19,9

2,6

605

120

545

545

1,8

1,8

Laktationsspitze

600

61,9

42,6

9,6

8,3

31,9

7,4

605

120

545

545

1,8

1,8

Beispiel für den täglichen Bedarf von Mineralstoffen in der Futterration von Pferden mit einer Lebendmasse von 600 kg (modifiziert nach GFE 2014).

Kalzium und Phosphor:

Diese beiden Nährstoffe werden fast immer gemeinsam genannt, denn ihr Verhältnis zueinander ist ebenso wichtig wie ihr absoluter Gehalt. Das optimale Verhältnis liegt bei circa 2:1. Kalzium und Phosphor sind wichtig für eine gute Mineralisierung des Fohlenskeletts, den Energiestoffwechsel in der Muskulatur und die Reizübertragung auf die Muskelfasern. Vorsicht: Bei einer Kalziumunterversorgung zieht die Stute dieses Mineral aus ihrem eigenen Skelett, um es dem Fohlen zur Verfügung zu stellen. Dies geht zu Lasten ihrer Knochenstabilität. Hafer und Gerste, Getreidenachprodukte und Bierhefe sind reich an Phosphor. Im Umkehrschluss kommt es daher oft zu einem Kalziummangel. Dagegen enthalten feines blatt- oder kräuterreiches Heu (2. Schnitt), Luzerneheu, Grünmehle und melassierte Trockenschnitzel viel Kalzium.

Magnesium:

Der Bedarf an diesem Mineral ist während der Laktationszeit deutlich erhöht. Magnesium spielt eine besonders große Rolle für das Nerven- und Muskelgewebe, ist aber auch in Knochen und Zähnen enthalten. Auch für die Magnesiumversorgung ist die Fütterung von blatt- oder kräuterreichem Heu wichtig. Wird dazu noch Getreide gefüttert, kann man von einer ausreichenden Versorgung in der Trächtigkeit ausgehen. In der Laktationszeit muss jedoch unter Umständen Magnesium zugeführt werden.

Natrium und Chlor:

Beide Mineralstoffe sind wichtig für die Regulierung des Säuren-Basen- sowie des Wasserhaushalts. In der Laktation steigt der Bedarf deutlich an. Ein Salzleckstein sollte immer zur freien Verfügung angeboten werden.

Kalium:

Ist für den osmotischen Druck innerhalb der Zellen, für die Reizleitung der Nerven und bei der Muskelkontraktion sowie für die Aktivität vieler Enzyme unentbehrlich. In der Trächtigkeit ist der Bedarf nahezu unverändert, in der Laktationsspitze liegt er jedoch doppelt so hoch. Aber auch der erhöhte Bedarf wird durch übliche Rationen mit Heu und Getreide in der Regel bereits abgedeckt.

Eisen:

Ist ein Spurenelement, das für die Bildung des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) und des Myoglobins in den Muskeln benötigt wird. Es ist dort für die Sauerstoffversorgung und den Sauerstofftransport verantwortlich. Der Bedarf steigt im Vergleich zum Erhaltungsbedarf um circa ein Drittel an. Bei normalen, ausgewogenen Rationen kommt ein Mangel sehr selten vor.

Kupfer:

Das Spurenelement Kupfer ist vor allem für den Aufbau von Bindegewebe, Knorpel und Knochen wichtig, aber auch Nerven und Blut benötigen es für Aufbau und Funktion. Am Ende der Trächtigkeit benötigt das Fohlen Kupfer um es in der Leber einzulagern. Nach der Geburt greift es auf diesen Vorrat zurück, da Stutenmilch relativ arm an Kupfer ist. Mangelhafte Versorgung bringt man beim Fohlen mit der Entstehung von Knorpel-Knochenschäden (OC/OCD) in Verbindung. Selbst blatt- und kräuterreiches Heu kann den Kupferbedarf von Stuten (und Fohlen) oft nicht abdecken. Daher sollte ab der Hochträchtigkeit auf eine erhöhte Zufuhr im Stutenfutter geachtet werden. 

Zink:

Zink wird für den Kohlenhydrat- und Eiweißstoffwechsel benötigt und es ist wichtig für die Immunabwehr. Der Bedarf bei hochtragenden Stuten ist erhöht, er sollte aber mit Blick auf die Fohlengesundheit nur mäßig erhöht werden. Zink-Überversorgung kann einen relativen Kupfermangel verursachen und sich negativ auf das Fohlen auswirken. Das ideale Zink:Kupfer-Verhältnis liegt bei etwa 5:1 und wird in hochwertigen Stutenmüslis berücksichtigt.

Mangan:

Ist an zahlreichen enzymatischen Prozessen beteiligt, außerdem ist es wichtig für die Funktion der Eierstöcke und die Knochenmineralisation. Übliche Heu-Getreide-Rationen decken meist den Bedarf.

Was Ihr außerdem bei der Fütterung mit Eiweß beachten solltet, zeigen wir Euch im Artikel:

Jod:

Wird für eine korrekte Funktion der Schilddrüse, und somit für den gesamten Stoffwechsel des Organismus benötigt. Ein Mangel – aber auch ein Überschuss – kann zu Aborten, lebensschwachen Fohlen, Störungen des Nerven- und Skelettsystems oder zu einer verlängerten Tragzeit führen. Die Jod-Versorgung kann regional (küstenferne Gebiete) unzureichend sein und über ein gutes Stutenfutter ausgeglichen werden.

Selen:

Im Raufutter kann der Selengehalt schwanken, liegt aber meist im unteren Bereich. Ein Mangel schwächt die Immunabwehr und führt bei Fohlen zu Muskelschwäche (auch Saugschwäche). Daher sollte unbedingt auf eine bedarfsdeckende Selenversorgung über das Stutenfutter geachtet werden. Eine Überversorgung ist jedoch fast noch schlimmer, denn sie kann schnell zu einer Vergiftung führen!

Vitamine für Fruchtbarkeit und Entwicklung

Vitamine werden für die Gesundheit und die Fruchtbarkeit benötigt, außerdem steuern sie das Wachstum und die Entwicklung. Für Zuchtstuten sind vor allem die Vitamine A, D und E von Bedeutung:

 

A

D

E

B1

B2

 

IE

IE

mg

mg

mg

Erhaltung

18.000

3.600

610

35

25

Hochträchtigkeit / Laktation

36.500

6.000

610-1.220

35

25

Beispiel für den täglichen Bedarf von Vitaminen in der Futterration von Pferden mit einer Lebendmasse von 600 kg (modifiziert nach GFE 2014).

Vitamin A bzw. Beta-Karotin:

Pferde verarbeiten Beta-Karotin zu Vitamin A. Dieses wiederum wirkt sich positiv auf die Fruchtbarkeit, aber auch auf die Immunabwehr aus. Beim Vitamin A kommt es besonders auf eine angepasste Versorgung an: Fehlt es, kann ein Embryo absterben oder zumindest die embryonale Entwicklung kann gestört werden. Ein Zuviel wirkt sich allerdings ebenfalls negativ auf die Entwicklung des Fötus aus. Beta-Karotin ist zum Beispiel in Gras, Luzerneheu, Algenmehl, Grünmehlen, Karotten und roten Rüben (rote Bete) enthalten. Mit der Dauer der Lagerzeit nimmt der Gehalt dieses Vitamins in Futtermitteln ab, weshalb Heu oft nicht ausreichend mit Vitamin A versorgt Daher muss ab dem Jahreswechsel bis zum Frühjahr besonders auf eine ausreichende Versorgung geachtet werden.

Vitamin D:

Dieses Vitamin regelt die Aufnahme von Kalzium und Phosphor. Bei ausreichend viel Kalzium und Phosphor, aber einem Mangel an Vitamin D, kann auch dies die Skelettentwicklung des Fohlens beeinträchtigen. Die hochtragende Stute benötigt knapp doppelt so viel Vitamin D wie im Erhaltungsbedarf. Vitamin D wird über Grünfutter aufgenommen und es benötigt Sonnenlicht, damit der Körper es in die wirksame Form umwandeln kann. Ein Vitamin-D-Mangel ist eher selten, kommt aber am ehesten bei Stallhaltung in den Wintermonaten vor. Sonnengetrocknetes Heu hilft, den Bedarf zu decken. Zusätzlich sollte Vitamin D durch ein hochwertiges Stutenfutter ergänzt werden. Das Pferd ist gegenüber zu hoher Versorgung sehr empfindlich.

Vitamin E:

Es schützt als Antioxidans empfindliche Gewebe und Zellmembranen vor stark reaktionsfähigen Sauerstoffverbindungen (Radikalen). Besonders wichtig ist Vitamin E für die Herz- und Skelettmuskulatur, Vitamin E ist aber auch am Fettstoffwechsel beteiligt. Vitamin E steckt in Gras, Klee, Luzerne, Grünmehl, Heu Leinsaat sowie Pflanzenölen. Mit zunehmender Lagerungszeit nimmt der Vitamingehalt v.a. im Heu ab. Es sollte durch ein hochwertiges Stutenfutter unbedingt ergänzt werden.

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