Energiequellen und Körperbaustoffe in Pferdefutter – Warum, für wen und wie viel?
Pferde benötigen Energie für verschiedene körperliche Funktionen und Aktivitäten sowie Eiweiße als Körperbaustoffe. Die richtige Auswahl der Energiequellen spielt eine entscheidende Rolle. Wir stellen Dir die Hauptenergiequellen in der Pferdefütterung vor und erklären, für welche Pferde sie geeignet sind und wie viel davon gefüttert werden sollte.
In der Pferdefütterung sind Fasern, Fette und leicht verdauliche Kohlenhydrate die Hauptlieferanten von Energie. Jede dieser Quellen hat ihre spezifischen Vorteile und Einsatzgebiete, die wir uns im Folgenden genauer anschauen.
Fasern: Die wichtigste Energiequelle
Fasern sind komplex aufgebaute Kohlenhydrate und die wichtigste Energiequelle für Pferde. Sie sind in Raufutter wie Weidegras, Heu und Heulage, aber auch z. B. in Zuckerrübenschnitzeln, Obsttrester, Kleien und Pülpen enthalten. Fasern spielen eine zentrale Rolle in der Ernährung jedes Pferdes.
Warum sind Fasern wichtig?
- Für alle Pferde geeignet: Fasern sind für Pferde unverzichtbar, da sie nicht nur Energie liefern, sondern auch das Kaubedürfnis stillen und die Verdauung unterstützen.
- Hauptenergiequelle: Im Dickdarm werden Fasern von Mikroben zu flüchtigen Fettsäuren abgebaut, die als Hauptenergiequelle dienen. Der Blutzucker- und Insulinspiegel werden nicht beeinflusst.
Welche Menge an Fasern braucht mein Pferd?
- Empfohlene Menge: Mindestens 1,5 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht, was bei einem 600 kg schweren Pferd 9 bis 12 kg Heu täglich entspricht.
- Energiegehalt: Der Energiegehalt variiert je nach Raufutter, z. B. hat frühes Heu 7,5 MJ ME/kg, überständiges Heu 5,3 MJ ME/kg.
Fette: Die Spezialisten unter den Energiequellen
Fette sind besonders wichtig für Pferde mit speziellen gesundheitlichen Bedürfnissen sowie für Vierbeiner, die zunehmen sollen. Neben Öl findet man Fett auch in Samen (z. B. Leinsamen) und Produkten wie Leinkuchen, Sojaflocken und Sonnenblumensaat.
Warum sind Fette wichtig?
Für spezifische Pferdegruppen: Normal- oder untergewichtige Pferde mit EMS, PSSM, ECS sowie Pferde mit Neigung zu Hufrehe oder Magengeschwüren profitieren von Fetten als Energielieferant. Auch Pferde, die langsame und ergiebige Energie benötigen – wie Distanzpferde – ziehen großen Nutzen aus einer fettreichen Ernährung.
Verdauung und Energiegewinnung: Fette werden im Dünndarm verdaut und liefern etwa dreimal so viel Energie wie Getreide. Dabei beeinflussen sie den Blutzucker- und Insulinspiegel nicht.
Welche Menge an Fett braucht mein Pferd?
Maximale Menge: Ein Pferd kann bis zu 1 g Fett pro kg Körpermasse täglich aufnehmen – verteilt über den Tag. Das entspricht z. B. etwa 600 g Fett für ein 600 kg schweres Pferd. Bis zu dieser Obergrenze richtet sich die Fettmenge nach dem Energiebedarf.
Energiegehalt: Pflanzenöle enthalten durchschnittlich 38–39 MJ ME/kg.
Leicht verdauliche Kohlenhydrate: Schnell verfügbare Energie
Einfach aufgebaute Kohlenhydrate liefern schnell verfügbare Energie und sind vor allem für aktive und sportlich geforderte Pferde wichtig. Leicht verdauliche Kohlenhydrate sind z. B. Getreidestärke – in Hafer oder Gerste und Mais als Flocken. Auch Gras, Heu, Melasse und Obst (reife Birnen, Äpfel, Bananen etc.) liefern reichlich Zucker.
Warum sind Kohlenhydrate wichtig?
Für Sportler und Arbeitspferde: Kohlenhydrate – insbesondere Getreidestärke – sind ideal für Pferde, die schnelle und kurzfristig verfügbare Energie benötigen und gut vertragen. Bei ihrer Verdauung steigt der Blutzuckerspiegel an und der Körper schüttet Insulin aus. Pferde mit einem gestörten Insulinstoffwechsel sollten daher getreide- und melassefrei gefüttert werden.
Wie viele Kohlenhydrate braucht mein Pferd?
Maximale Menge: Pro Mahlzeit sollte ein Pferd maximal 1 g Stärke pro kg Körpermasse aufnehmen. Innerhalb dieser Grenze richtet sich die Getreidemenge pro Mahlzeit nach dem Energiebedarf. Auf mehrere Teilportionen verteilt, sind größere Tagesmengen möglich. Wichtig: Mais und Gerste müssen aufgeschlossen (z. B. als Flocken) gefüttert werden!
Energiegehalt: Hafer enthält etwa 10,5 MJ ME/kg, Maisflocken etwa 12,6 MJ ME/kg.
Körperbaustoff: Die Eiweiße
Eiweiße sind essenzielle Bausteine für den Körper – sie sind für den Aufbau von Muskeln und Gewebe unerlässlich. Sprich: Ohne Energie und Eiweiße kein Körperaufbau! Wissen solltest Du dabei: Nur das Protein, das im Dünndarm verdaut werden kann, steht Deinem Pferd zur Verfügung. Das trifft auf leicht verdauliche, nicht stark fasergebundene Eiweiße zu.
Kämpft Dein Pferd mit schlechtem Muskelaufbau oder brüchigen Hufen und sprödem Fell, können dies Anzeichen eines Mangels an essenziellen Aminosäuren (z. B. Lysin, Methionin) sein.
Übrigens: Manche essenziellen Aminosäuren (z. B. Valin) nutzt die Muskelzelle gezielt bei Leistung.
Warum sind Eiweiße wichtig?
Für alle Pferde: Eiweiße spielen eine zentrale Rolle für den Muskelaufbau und die gesamte körperliche Entwicklung. Sie werden im Körper zu Aminosäuren zerlegt und dienen als essentielle Baustoffe, z. B. für Muskulatur und Bindegewebe. Damit die Muskelbildung optimal angeregt wird, benötigt das Pferd eine ausreichende Menge an dünndarmverdaulichen essenziellen Aminosäuren (hochqualitatives Protein) (Loos et al., 2021).
Welches Eiweiß braucht mein Pferd?
Empfohlene Quellen: Gras, Bierhefe, Soja, Raps- und Leinextraktionsschrot, Erbsenprotein sowie Aminosäuren in Reinform. Eiweiß aus Heu oder Luzernehäckseln steht dem Pferd nur eingeschränkt zur Verfügung.
Spezielle Bedürfnisse: Pferde im Wachstum, während der Laktation oder mit Bedarf an gezieltem Muskelaufbau benötigen vermehrt dünndarmverdauliches Eiweiß. Pferde mit PSSM oder MFM profitieren besonders von zusätzlichen Gaben essenzieller Aminosäuren.
Was braucht mein Pferd?
Die richtige Auswahl und Menge der Energiequellen im Pferdefutter sind entscheidend für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit Deines Pferdes, aber auch die Körperkonstitution allgemein. Ist das Heu nicht sehr früh gemäht, brauchen Pferde für einen Körper- und Muskelaufbau zudem extra Zulagen an dünndarmverdaulichem Eiweiß. Ob Fasern, Fette oder leicht verdauliche Kohlenhydrate – jede Energiequelle hat ihre spezifischen Vorteile und sollte entsprechend den individuellen Bedürfnissen des Pferdes ausgewählt werden. Sollte Dein Pferd „zu wenig auf den Rippen haben“, empfehlen wir Dir, neben der Futtermenge, der Futtersorte, den Zähnen und dem Wurmbefall unbedingt auch das Stresslevel z. B. durch Besitzerwechsel, Umzug, Wetter, Herde/Boxennachbarn zu überprüfen. Denn das belastet schnell den Magen und führt zu ungewollter Gewichtsabnahme. Bei Fragen sind wir gerne für Dich da!




















